WIR gewinnt! – Poetry Slam Bewertungssystem für Schüler

Hier möchten wir Dir „WIR gewinnt!“ vorstellen, das etwas andere Bewertungssytem für Poetry Slams. Es wurde speziell für Schüler und Heranwachsende entwickelt, die zum ersten Mal mit Poetry Slam in Berührung kommen. WIR gewinnt! zielt darauf ab, möglichst viele künstlerische Leistungen positiv zu bewerten, eine Bloßstellung der Teilnehmer zu vermeiden, nahe beieinanderliegende Ergebnisse zu erzielen und dadurch Wettbewerbs- und Konkurrenzgedanken zu minimieren. Wir möchten WIR gewinnt! jedem zur Verfügung stellen, der Interesse an Poetry Slam mit Schülern und Jugendlichen hat. Im Folgenden finden sich weiterführende Informationen sowie Downloads.

Der Poetry Slam Modus

Es können bis zu 16 Teilnehmer auftreten. Dies hängt mit der Konzeption des Stimmzettels zusammen, der im nächsten Abschnitt erläutert wird. Das Teilnehmerfeld wird bei Bedarf in mehrere Gruppen aufgeteilt. Die Gruppen sollten möglichst gleich groß sein. Nach jeder Gruppe erfolgt eine Abstimmung mit Hilfe des Stimmzettels.

Der Poetry Slam hat einen Durchlauf bzw. eine Runde. Das heißt, jeder Teilnehmer darf ein Mal auf die Bühne. Es gibt keine zweite Runde oder Finalrunde. Das Zeitlimit kann vom Veranstalter individuell festgelegt werden. Wir empfehlen 5 Minuten.

Der Stimmzettel

Der Stimmzettel beinhaltet eine alphabetische Liste mit den Buchstaben A bis P. Diese repräsentieren die 16 möglichen Teilnehmer. Am rechten Rand des Stimmzettels befinden sich schwarze Pfeile, die auf die Buchstaben zeigen. In diese Pfeile wird zu Abstimmung ein kleiner Riss gemacht.

Die Anzahl der abzugebenden Stimmen ergibt sich aus der Größe der Gruppe bzw. Gruppen. Sie ist immer Gruppengröße minus 1. Hat eine Gruppe z. B. 4 Teilnehmer, müssen 3 Stimmen abgegeben werden. Stimmzettel mit zu vielen oder zu wenigen Stimmen werden als ungültig gewertet. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit, wird der Stimmzettel vor und nach jeder Gruppe gefaltet.

Unsere Druckvorlage ist so konzipiert, dass genau 3 Stimmzettel auf ein DIN-A4-Blatt passen. Man benötigt noch einen Papierschneider, um die ausgedruckten Bögen zu bearbeiteten. Auf der Druckvorlage sind hierfür gestrichelte Linien zu finden. Insgesamt sind 3 Schnitte pro Blatt nötig.

Poetry Slam Stimmzettel

Vorbereitung

Einen Poetry Slam nach dem WIR-gewinnt!-System vorzubereiten ist ganz einfach. Du benötigst dafür die folgenden Materialien:

  • Stimmzettel: Lade den Stimmzettel herunter und drucke ihn in der gewünschten Anzahl aus (Anzahl der Stimmzettel = Anzahl der Zuschauer).
  • Flipchart: Schreibe die Namen der Teilnehmer in Auftrittsreihenfolge auf das Flipchart. Falls es mehrere Gruppen gibt, empfiehlt es sich pro Gruppe ein neues Blatt zu verwenden und die Gruppen zu betiteln.
  • Teilnehmerliste: Erstelle eine Teilnehmerliste, in der die Startreihenfolge zu sehen ist. Hier können die Buchstaben entsprechend des Stimmzettels den Teilnehmern zugeordnet werden.
  • Auszählungsbogen: Für die Auszählung der Stimmen bzw. Stimmzettel, gibt es einen Bogen, der dieses Prozedere erleichtert. Das Vorgehen beim Auszählen ist auf dem Bogen erläutert.
Poetry Slam Schüler

Durchführung

Um das WIR-gewinnt!-System erfolgreich durchzuführen, empfehlen wir die folgende Vorgehensweise:

  • Stimmzettel ausgeben: Die Stimmzettel werden beim Einlass an die Zuschauer verteilt. Es sollte darauf geachtet werden, dass jeder Zuschauer genau einen Stimmzettel erhält.
  • Stimmzettel erklären: Die Moderation hat dafür zu sorgen, dass jeder Zuschauer das WIR-gewinnt!-System verstanden hat. Dadurch werden ungültige Stimmzettel minimiert.
    Wann? Es wird erst nach allen Auftritten einer Gruppe abgestimmt. Das Publikum sollte darauf hingewiesen werden, den Stimmzettel vorher nicht zu benutzten.
    Wie? Der Stimmzettel wird vor bzw. nach jeder Gruppe gefaltet, z. B. vor dem A und nach dem D bei 4 Teilnehmern in der ersten Gruppe. Zum Abstimmen werden kleine Risse in die schwarzen Pfeile auf dem Stimmzettel gemacht.
    Wie viele Stimmen? Die Anzahl der Stimmen ist immer Gruppengröße minus 1. Es ist hilfreich für das Publikum, wenn die Moderation vor jeder Abstimmung erneut die Anzahl der abzugebenden Stimmen erwähnt.

Auswertung

Die Auswertung der Stimmzettel ist einfach, wenn man genügend Mitarbeiter hat. Hier unsere empfohlene Vorgehensweise:

  • Stimmzettel einsammeln: Die Moderation fordert die Zuschauer auf ihre Stimmzettel reihenweise an den jeweiligen Sitznachbarn durchzugeben, z. B. nach links oder rechts. Danach werden die entstandenen Stapel eingesammelt und zum Auszählen gebracht.
  • Stimmen auszählen: Die Stimmen werden auf dem Auszählungsbogen notiert, wie auch die Anzahl der gültigen und ungültigen Stimmzettel. Jeder Mitarbeiter erhält einen Auszählungsbogen und einen Stapel Stimmzettel.
    Wie lange dauert die Auszählung? Unsere Erfahrung hat folgende Faustformel ergeben: 4 Mitarbeiter brauchen 10 Minuten für 100 Stimmzettel.
    Was passiert in der Zwischenzeit? Macht ein kleines Showprogramm, z. B. eine Lesung oder Live-Musik.
  • Ergebnis bekannt geben: Die ersten 3 Plätze werden namentlich verkündet. Bitte nicht die Stimmanzahl bekannt geben! Auch wenn die Ergebnisse in absoluten Zahlen vorliegen, möchten wir nicht vermitteln, wer in welchem Maße besser oder schlechter war. WIR gewinnt!

Philosophie und pädagogisches Konzept von WIR-gewinnt!

„Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“, schrieb einst Friedrich Schiller. Sollte man also eine kreative Arbeit, bei der eigene Gefühle und Gedanken ausgedrückt werden, überhaupt bewerten? Wir denken: Nein. Vor allem, wenn es sich dabei um die Werke junger Menschen handelt, die lernen sich kreativ mit Sprache und Texten auseinanderzusetzen. Beim Poetry Slam wird trotzdem bewertet, schließlich handelt es sich um einen Dichtkunstwettbewerb. Die Qualität von Texten, Darbietungen und Künstlern wird mit Hilfe von Punktetafeln, Applaus und vielen anderen Systemen und Skalen bemessen. Dadurch wird über Sieg oder Niederlage, Erfolg oder Misserfolg eines Kandidaten abgestimmt.

Überträgt man diese konventionellen Bewertungsmethoden des Poetry Slam in den Kontext der Persönlichkeitsentwicklung oder Bildung von jungen Menschen, ergeben sich einige Nachteile. So können durch die Aussetzung einer unmittelbaren Wertung durch das Publikum, z. B. mittels Punktetafeln oder Applaus, bei jungen Menschen negative Effekte hervorgerufen werden. Außerdem kann eine potenzielle Herabwürdigung einer kreativen Arbeit erfogen, die ohnehin nur subjektiv beurteilt werden kann. Durch unmittelbare Wertungen und einen überbetonten Wettbewerbsgedanken, kann auch ein Motivationsverlust entstehen.

Unsere Kinder stehen ständig in Wettbewerben. Lassen wir ihnen in der Kunst die Freiheit
Philip Seiler, Erfinder von WIR gewinnt!

Wir sind historisch bedingt an das Schulnotensystem gewohnt, welches im Grunde bewertet, wie schlecht jemand ist. Es wird stets der Abstand von der besten Note bemessen, also wie viel schlechter jemand als das Optimum ist. Kompetenzen und Fähigkeiten, die positiv zu bewerten sind, werden durch das Schulnotensystem nicht abgebildet. Gleichermaßen gestaltet es sich beim Poetry Slam mit Jurywertungen von 1 bis 10. Diese „herabwertende“ Methode möchten wir nicht bei Schülerinnen und Schülern anwenden, die sich kreativ entfalten und ihre eigenen Gedanken texlich refelexieren. WIR gewinnt! zielt darauf ab eine positive Stimmung zu erzeugen und vergleichende oder herabwertende Gedanken zu vermeiden. Das Publikum soll dazu angeregt werden, möglichst viele Teilnehmer positiv zu bewerten. Und schlussendlich sollen die Teilnehmer des Poetry Slams alle den gleichen Applaus und die gleiche Anerkennung erhalten, die sie auch verdienen. WIR gewinnt!

Nachteile konventioneller Wertungen

  • Potenzielle Herabwürdigung einer kreativen Arbeit
  • Aussetzung einer unmittelbaren Wertung durch das Publikum
  • Motivationsverlust durch überbetonten Wettbewerbsgedanken
  • Verlust von Selbstvertrauen
  • Potenzielle Bloßstellung vor Publikum

Vorteile des WIR-gewinnt!-Systems

  • Positive Bewertung vieler Beiträge
  • Keine Bloßstellung der Teilnehmer
  • Ausgewogene Verteilung der Stimmen
  • Sehr knappe Ergebnisse
  • Wettbewerbs- und Konkurrenzgedanken werden minimiert
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